Der Friedhof Georgen-Parochial II in Berlin-Friedrichshain nutzt zum Bewässern von Gräbern und Grünflächen Regenwasser, das auf den Hof- und Dachflächen eines benachbarten Büroneubaus anfällt. Es handelt sich um Berlins erstes grundstücksübergreifendes Regenwasserprojekt – ein Gewinn für beide Seiten.

Zwei Kanaldeckel umgeben von Kopfsteinpflaster, auf einer herbstlich bedeckten Fläche. Im Hintergrund Bäume mit buntem Laub.

Der verhältnismäßig große Friedhof benötigt im Jahr in etwa so viel Gießwasser, wie in 11.000 Badewannen passt. Dafür wollte der zuständige Evangelische Friedhofsverband Berlin Stadtmitte (EVFBS) nicht länger wertvolles Trinkwasser verwenden.

Mehrere Gießkannen hängen an einem Metallzaun auf einem Friedhof. Dahinter Rasen und vereinzelt Gräber.

Doch auf den begrünten Dachflächen des Verwalterhauses und einigen versiegelten Flächen auf dem Gelände fällt nicht genug Regenwasser an, um damit den ganzen Friedhof zu bewässern.

Wassertropfen fällt auf eine Wasseroberfläche, erzeugt kleine Spritzer und Ringe. Ein Herbstblatt schwimmt daneben, in goldenem Licht beleuchtet.

Die Bauherrin des neuen Bürokomplexes auf dem Nachbargrundstück hatte hingegen das umgekehrte Problem: viele Dachflächen, die zwar alle bepflanzt sind und dadurch schon mal Regenwasser zurückhalten. Aber um die Niederschläge komplett auf dem eigenen Grundstück zu bewirtschaften – in Berlin seit 2018 Pflicht bei Neubau und umfassenden Sanierungen –, reicht das nicht.

Hinzu kommt, dass das Grundstück stark versiegelt und der Boden darunter lehmhaltig und entsprechend undurchlässig ist. Regenwasser hier in großem Stil zu versickern oder zu speichern, wäre sehr aufwändig und teuer gewesen.

Flachdach mit trockenen Gräsern und Belüftungsanlagen. Im Hintergrund städtische Gebäude und bewölkter Himmel.

Nun werden die Niederschläge vom Bürogebäude in eine 200 Kubikmeter große Zisterne unter dem Friedhofsgrundstück geleitet. Dieser Speicher ist das Herzstück des grundstücksübergreifenden Projekts. Er ist mit einer Wettersteuerung verbunden. Wenn sich starke Regenfälle ankündigen und die Zisterne bereits ziemlich voll ist, befördern zwei Pumpen das Wasser automatisch zu einer Überlauffläche. Dann ist im Speicher wieder Platz.

Mehrstöckiges Gebäude hinter einer von Graffiti bedeckten Mauer, umgeben von dichtem, teils ungepflegtem Grün und Bäumen im Vordergrund.

Von der Zisterne aus gelangt das Wasser über ein Leitungsnetz zu den Zapfstellen an den Friedhofswegen. Hier können die Besucher*innen ihre Gießkannen füllen. Außerdem wird das Regenwasser zu zwei Wassertankstellen geleitet. Die Friedhofsmitarbeitenden füllen dort die 1.000 Liter fassenden Tanks ihrer Gießwagen und  bewässern damit Grünflächen und Bäume.

Zwei Wasserhähne mit gelbem Schlauch und Schild „Kein Trinkwasser“ vor dichtem Gebüsch. Darunter eine flache Schale.

Gut für die Artenvielfalt: Die Überlauffläche, in die überschüssiges Regenwasser aus der Zisterne geleitet wird, ist als wechselfeuchtes Biotop angelegt. Es gibt hier unterschiedliche Versickerungs- und Verdunstungszonen. Ein Paradies für verschiedene Tierarten, zum Beispiel Frösche, Insekten und Vögel.

Zusätzlich wurden klimaangepasste Baumarten gepflanzt. Sie haben im Wurzelbereich Sensoren, die Bodentemperatur und Bodenfeuchte überwachen. So werden die Bäume ganz nach ihrem Bedarf mit Regenwasser versorgt.

Verzerrte Spiegelung eines mehrstöckigen Gebäudes und Bäumen auf einer Wasseroberfläche.
Gebäudefassade spiegelt sich in einem Wasserbecken, im Vordergrund ein Wasserhahn und Herbstbäume.

Grün, sicher, lebenswert. Ob begrünte Plätze, schützende Flusslandschaften oder Häuser auf Stelzen – unsere Fotoreportage zeigt, wie Klimaanpassung nicht nur schützt, sondern auch Orte schafft, an denen wir aufatmen und verweilen können.

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